Direktvermarktung PV Strom: Lohnt sich der Verkauf an der Börse?

Die Energiewende bringt neue Möglichkeiten für Betreiber von Photovoltaikanlagen mit sich. Eine besonders interessante Option ist die Direktvermarktung des erzeugten Solarstroms. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept?

Was bedeutet Direktvermarktung bei Photovoltaikanlagen?

Bei der Direktvermarktung haben PV-Anlagenbetreiber die Möglichkeit, ihren produzierten Solarstrom direkt an der Strombörse zu handeln. Dabei fungieren spezielle Direktvermarkter wie E.ON als Vermittler zwischen den Anlagenbetreibern und der Börse. Diese Dienstleister übernehmen die komplette Abwicklung des Stromverkaufs und ermöglichen so einen reibungslosen Handel.

Gesetzliche Regelungen und Verpflichtungen

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht vor, dass Betreiber von PV-Anlagen mit einer Leistung über 100 Kilowatt zur Direktvermarktung verpflichtet sind. Das Vergütungsmodell basiert dabei auf zwei Komponenten:

  1. Marktwert des Stroms (gezahlt vom Direktvermarkter)
  2. Marktprämie (gezahlt vom Netzbetreiber)

Die Marktprämie gleicht dabei Schwankungen der Börsenpreise aus und garantiert eine stabile Vergütung während der Förderperiode. Zu beachten ist, dass der Direktvermarkter für seine Dienste ein Entgelt berechnet, das vom Verkaufserlös abgezogen wird.

Historische Entwicklung der Direktvermarktung

Die Einführung der Direktvermarktung erfolgte 2012 zunächst auf freiwilliger Basis. 2014 wurde sie für größere Anlagen verpflichtend, zunächst ab 500 kWp. Seit dem 1. Januar 2016 gilt die Pflicht zur Direktvermarktung bereits ab einer Anlagenleistung von 100 kWp. Kleinere Anlagen können weiterhin zwischen der klassischen Einspeisevergütung und der Direktvermarktung wählen.

Technische Voraussetzungen

Für die erfolgreiche Teilnahme an der Direktvermarktung müssen PV-Anlagen bestimmte technische Anforderungen erfüllen:

  • Installation spezieller Mess- und Übertragungstechnik
  • Gewährleistung der Fernsteuerbarkeit
  • Möglichkeit zur Nachrüstung bei Bestandsanlagen

Die wirtschaftlichen Vorteile der Direktvermarktung

Das Modell der Direktvermarktung bietet PV-Anlagenbetreibern mehrere finanzielle Vorteile:

Die Marktprämie als Sicherheitsnetz

Ein zentraler Vorteil ist das Marktprämienmodell. Es garantiert Anlagenbetreibern auch bei schwankenden Börsenpreisen mindestens die Höhe der EEG-Einspeisevergütung. Diese Absicherung schützt bei fallenden Börsenpreisen, während gleichzeitig die Chance besteht, von steigenden Strompreisen zu profitieren.

Attraktive Erlöse durch den Marktwert Solar

Der Marktwert Solar ermöglicht in der Regel deutlich höhere Erträge als die klassische EEG-Vergütung. Während die EEG-Vergütung etwa 5 Cent pro Kilowattstunde beträgt, können Anlagenbetreiber durch die Direktvermarktung durchschnittliche Einspeisevergütungen von bis zu 20 Cent pro Kilowattstunde erzielen (Stand 2022).

Integration der Managementprämie

Die Direktvermarktung erfordert zusätzlichen Aufwand, insbesondere durch die Notwendigkeit von Einspeiseprognosen. Zum Ausgleich dieser Mehrbelastung und der damit verbundenen Vermarktungsrisiken wurde die Managementprämie eingeführt. Diese ist mittlerweile in die erhöhte Marktprämie integriert und wird nicht mehr separat ausgewiesen.

Preisentwicklung in der Direktvermarktung

Die Vergütungssätze für direktvermarkteten Solarstrom haben in den vergangenen Jahren deutliche Schwankungen erlebt. An der Leipziger Strombörse wurde 2022 ein beachtlicher durchschnittlicher Monatsmarktwert Solar von 20,80 Cent pro Kilowattstunde erzielt. Anfang 2023 haben sich die Preise auf einem niedrigeren, aber immer noch attraktiven Niveau zwischen 8,88 Cent/kWh (März 2023) und 12,34 Cent/kWh (Februar 2023) eingependelt. Diese Werte übersteigen noch immer häufig die EEG-Vergütungssätze für Neuanlagen der letzten Jahre.

Für Anlagen nach Ablauf der 20-jährigen EEG-Förderung orientiert sich die Vergütung am tagesaktuellen Börsenstrompreis der EPEX Spot. Im Juli 2024 bewegte sich der durchschnittliche Börsenstrompreis in Deutschland bei etwa 7 Cent pro Kilowattstunde (entspricht 70 Euro pro Megawattstunde). Diese Preise sind dynamisch und werden von verschiedenen Marktfaktoren wie Angebot und Nachfrage beeinflusst. Für aktuelle Preise empfiehlt sich ein Blick auf die EPEX Spot oder spezialisierte Energieportale.

Wichtig zu beachten ist: Bei der Zusammenarbeit mit einem Direktvermarkter wird ein Teil der Erlöse als Dienstleistungsentgelt fällig. Ein Vergleich verschiedener Anbieter ist daher empfehlenswert.

Perspektiven nach Ende der EEG-Förderung

Die EEG-Förderung für Photovoltaikanlagen ist auf 20 Jahre begrenzt. Doch moderne Solaranlagen können bei sorgfältiger Wartung eine Betriebsdauer von bis zu 40 Jahren erreichen, wobei die Leistungseinbußen minimal sind. Nach Ablauf der EEG-Förderung stehen Anlagenbetreibern zwei Optionen zur Verfügung:

  1. Weiterbetrieb mit reduzierter Einspeisevergütung basierend auf dem jährlichen Marktwert Solar (befristet bis 2027)
  2. Fortsetzung des Anlagenbetriebs für bis zu 20 weitere Jahre mit Teilnahme an der Direktvermarktung

Investitionsmöglichkeiten in der Direktvermarktung

Die Direktvermarktung von PV-Strom bietet attraktive Möglichkeiten, von hohen Einspeisevergütungen zu profitieren. Spezialisierte Anbieter ermöglichen Investments in Solaranlagen auf gepachteten Dach- oder Freiflächen. Diese Anlagen werden von Beginn an mit der notwendigen technischen Ausstattung für die Direktvermarktung ausgestattet, sodass unmittelbar nach dem Netzanschluss mit der Einspeisung begonnen werden kann. Durch die Kombination aus Anlagenbesitz und Direktvermarktung können Renditen von bis zu 10% pro Jahr erzielt werden.

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