- PPAs = Langfristige Stromabnahmeverträge als Alternative zur EEG-Förderung
- Drei Varianten: On-Site, Off-Site und synthetische PPAs
- Planungssicherheit durch fixe Preise und garantierte Abnahmemengen
- Hauptrisiko: Lange Vertragsbindung bei unsicherer Marktentwicklung
- Komplexe Vertragsgestaltung erfordert juristische & technische Expertise
Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist ein Stromabnahmevertrag zwischen einem Energieerzeuger und einem Stromkäufer. In diesem Vertrag werden alle wichtigen Bedingungen festgelegt: die zu liefernde Strommenge, der vereinbarte Preis, die Vertragslaufzeit und die Art der Abrechnung. Da PPAs bilateral ausgehandelt werden, können sie flexibel an die Bedürfnisse beider Vertragspartner angepasst werden. Die Stromlieferung kann sowohl physisch als auch bilanziell erfolgen.
Für wen eignen sich Power Purchase Agreements?
Power Purchase Agreements bieten verschiedenen Akteuren Vorteile, die von langfristiger Preissicherheit und stabiler Energieversorgung profitieren möchten. Im deutschen Energiemarkt werden PPAs vor allem in bestimmten Situationen relevant.
Anlagen nach dem Ende der EEG-Förderung
Seit 2021 verlieren die ersten Erneuerbaren-Energie-Anlagen ihre 20-jährige EEG-Förderung. Power Purchase Agreements können eine Lösung für den Weiterbetrieb dieser Anlagen bieten. Sie ermöglichen es, die laufenden Kosten wie Wartung und Pacht weiterhin zu decken.
In Deutschland war die direkte Stromvermarktung über PPAs lange Zeit nicht notwendig, da das EEG ausreichende Förderung bot. Mit dem Auslaufen der Förderung für immer mehr Anlagen gewinnen PPAs jedoch an Bedeutung. Bis 2030 werden Anlagen mit über 51 Gigawatt Leistung eine neue Vermarktungsstrategie benötigen.
Nicht förderfähige Photovoltaik-Anlagen
Wenn eine geplante Anlage in den EEG-Ausschreibungen keinen Zuschlag erhält oder der erzielte Preis unter den durch PPAs möglichen Erlösen liegt, kann ein direkter Stromabnahmevertrag wirtschaftlich sinnvoll sein. Dies verbessert die Planbarkeit und Rentabilität des Projekts.
Unternehmen mit Bedarf an stabilen Strompreisen
Viele Unternehmen, Stadtwerke und Energieversorger nutzen PPAs, um ihre Energiekosten zu optimieren und eine nachhaltige Stromversorgung sicherzustellen. Dabei schließen Anlagenbetreiber entweder direkte Verträge mit verbrauchenden Unternehmen (Corporate PPA) oder mit Stromhändlern (Merchant PPA) ab.
Internationale Konzerne setzen zunehmend auf PPAs, um stabile Strompreise zu sichern und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Neben der Kostenplanung steht oft auch das Image als umweltbewusstes Unternehmen im Vordergrund.
Verschiedene Arten von PPAs
Die Vielfalt möglicher Vertragsgestaltungen macht eine eindeutige Kategorisierung von PPAs schwierig. Die folgende Einteilung orientiert sich an den hauptsächlichen Unterschieden in der praktischen Umsetzung.
Physische PPAs
Bei physischen Power Purchase Agreements wird tatsächlich Strom geliefert. Es gibt drei Hauptvarianten:
On-Site PPA: Die Erzeugungsanlage befindet sich direkt beim Verbraucher, beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Firmengelände. Der erzeugte Strom fließt direkt zum Abnehmer, wodurch Netzentgelte entfallen können. Die Anlagengröße orientiert sich meist am Verbrauchsprofil des Unternehmens. Überschüssiger Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist werden.
Off-Site PPA: Hier erfolgt die Stromlieferung über das öffentliche Stromnetz. Die Erzeugungsanlage muss nicht in der Nähe des Verbrauchers stehen, was bei der Standortwahl mehr Flexibilität ermöglicht. Die Abrechnung erfolgt über die Bilanzkreise von Erzeuger und Abnehmer. Herkunftsnachweise können übertragen werden, um die grüne Herkunft des Stroms zu dokumentieren.
Sleeved PPA: Ein Energiedienstleister fungiert als Vermittler zwischen Erzeuger und Verbraucher. Er übernimmt verschiedene Aufgaben wie die Bilanzkreisführung, das Zusammenfassen mehrerer Stromerzeuger, die Lieferung von Reststrom oder den Verkauf von Überschussmengen. Auch die Vermarktung von Herkunftsnachweisen und das Risikomanagement können Teil seiner Leistungen sein.
PPA-Typ | Standort der Erzeugungsanlage | Stromlieferung | Besonderheiten |
---|---|---|---|
On-Site PPA | Direkt beim Verbraucher (z.B. Photovoltaikanlage auf Firmengelände) | Direkter Stromfluss ohne öffentliches Netz | Netzentgelte können entfallen • Anlagengröße orientiert sich am Verbrauchsprofil • Überschussstrom kann eingespeist werden |
Off-Site PPA | Flexible Standortwahl, nicht zwingend beim Verbraucher | Über das öffentliche Stromnetz | Abrechnung über Bilanzkreise • Herkunftsnachweise übertragbar • Mehr Flexibilität bei Standortwahl |
Sleeved PPA | Variable Standorte, durch Dienstleister koordiniert | Über Energiedienstleister als Vermittler | Bilanzkreisführung durch Dienstleister • Zusammenfassung mehrerer Erzeuger • Reststromlieferung und Überschussvermarktung • Risikomanagement inklusive |
Synthetische PPAs
Synthetische oder virtuelle PPAs trennen die physischen von den finanziellen Stromflüssen. Erzeuger und Abnehmer vereinbaren einen festen Preis pro Kilowattstunde, aber es findet keine direkte Stromlieferung statt.
Der Stromerzeuger speist seinen Strom über einen Energiedienstleister ins Netz ein, oft durch Verkauf an der Strombörse. Der Stromverbraucher bezieht gleichzeitig die entsprechende Menge über seinen Energielieferanten, ebenfalls häufig über den Spotmarkt.
Ein zusätzlicher Differenzausgleich sorgt dafür, dass beide Parteien letztendlich den ursprünglich vereinbarten Preis erhalten. Liegt der Spotmarktpreis über dem vereinbarten PPA-Preis, zahlt der Erzeuger die Differenz an den Abnehmer. Bei niedrigeren Spotpreisen erfolgt die Zahlung in umgekehrter Richtung.
Planungssicherheit durch PPAs: Betreiber von PV-Anlagen sichern sich durch PPAs meist Stromabnahmeverträge zwischen 5-25 Jahren mit fest vereinbarten Preisen. Dies ermöglicht eine verlässliche Kalkulation der Erträge und erleichtert die Finanzierung neuer Projekte.
Preisbildung bei Power Purchase Agreements
Der PPA-Preis basiert auf dem erwarteten Marktwert des erzeugten Stroms. Grundlage sind die Terminmarktpreise für den Lieferzeitraum, von denen verschiedene Faktoren abgezogen werden.
Die Profilwertigkeit beschreibt, wie gut die Erzeugung der Anlage zur Marktnachfrage passt. Eine Anlage mit ungünstigem Erzeugungsprofil erzielt niedrigere Preise als der Durchschnitt. Von diesem Wert werden die Kosten für Vermarktung und Bilanzierung abgezogen, einschließlich Risikoaufschlägen für Wetter- und Marktschwankungen.
Herkunftsnachweise, die bestätigen, dass der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, können einen zusätzlichen Wert haben. Sie werden zum berechneten Grundpreis addiert. Schließlich werden Kosten für die Risikoabsicherung berücksichtigt, die garantieren, dass über die gesamte Vertragslaufzeit ein fester Preis gezahlt werden kann.
Vorteile von PPAs
Power Purchase Agreements bieten verschiedene Vorteile für alle Beteiligten am Energiemarkt. Sie schaffen langfristige Preissicherheit und ermöglichen die Finanzierung neuer Stromerzeugungskapazitäten. Gleichzeitig reduzieren sie Risiken beim Stromverkauf und -einkauf.
Für Anlagenbetreiber bedeuten PPAs eine verlässliche Einnahmequelle, die unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen ist. Dies erleichtert die Projektfinanzierung erheblich, da Banken kalkulierbare Erträge bevorzugen. Investoren können ihre Projekte besser planen und das Risiko von Erlösausfällen verringern.
Stromverbraucher profitieren von stabilen Energiekosten über lange Zeiträume. Sie können ihre Ausgaben besser kalkulieren und sind weniger von Preisschwankungen am Energiemarkt betroffen. Zusätzlich ermöglichen PPAs den Bezug von Strom mit bestimmten Eigenschaften, beispielsweise aus erneuerbaren Energien mit entsprechenden Herkunftsnachweisen.
Die flexible Vertragsgestaltung erlaubt es, individuelle Bedürfnisse beider Parteien zu berücksichtigen. Dies gilt sowohl für technische Aspekte wie Lieferprofile als auch für kommerzielle Bedingungen wie Preismechanismen.
PPA Nachteile und Risiken
PPAs sind komplexe Verträge, deren Aushandlung Zeit und Expertise erfordert. Die Vertragsverhandlungen können sich über Monate hinziehen und benötigen oft rechtliche und technische Beratung. Da es sich um langfristige Vereinbarungen handelt, sind beide Parteien für viele Jahre an die Bedingungen gebunden.
Diese lange Bindung kann nachteilig werden, wenn sich die Marktpreise ungünstig entwickeln. Steigen die Strompreise stark an, profitiert der Abnehmer, während der Erzeuger mögliche Mehrerlöse verpasst. Bei fallenden Preisen ist die Situation umgekehrt.
Die schwankende Stromproduktion von Wind- und Solaranlagen stellt eine besondere Herausforderung dar. Kann eine Anlage die vertraglich zugesagten Strommengen nicht liefern, muss der Betreiber dies ausgleichen oder an Dritte übertragen. Dies kann zusätzliche Kosten verursachen.
Beteiligte | Vorteile | Nachteile/Risiken |
---|---|---|
Anlagenbetreiber | Verlässliche Einnahmequelle • Erleichterte Projektfinanzierung • Planungssicherheit | Verpasste Mehrerlöse bei steigenden Preisen • Ausgleichspflicht bei Produktionsausfällen |
Stromverbraucher | Stabile Energiekosten • Schutz vor Preisschwankungen • Grünstrom-Nachweis möglich | Keine Profitierung bei fallenden Preisen • Langfristige Bindung |
Vertragsaspekte | Flexible Gestaltung • Individuelle Bedürfnisse berücksichtigbar | Komplexe Verhandlungen • Rechtliche Beratung erforderlich |
Alternative zur EEG-Förderung: PPAs gewinnen besonders nach dem Auslaufen der EEG-Förderung an Bedeutung und bieten durch direkte Vermarktung des Stroms eine wirtschaftliche Alternative. Dies gilt sowohl für Neuanlagen als auch für Bestandsanlagen nach dem EEG-Förderende.
Bedeutung von PPAs für die Energiezukunft
In Deutschland fallen bis 2030 Anlagen mit über 51 Gigawatt installierter Leistung aus der EEG-Förderung. Bis 2037 betrifft dies sogar Anlagen mit über 47 Gigawatt, was mehr als 85 Prozent der aktuellen Kapazität entspricht. Ohne neue Vermarktungsoptionen könnten viele dieser Anlagen stillgelegt werden.
PPAs haben das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten, indem sie den Weiterbetrieb bestehender Anlagen ermöglichen und die Finanzierung neuer Projekte erleichtern. Voraussetzung ist jedoch, dass verlässliche rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Die Entwicklung des PPA-Marktes hängt stark von den politischen und regulatorischen Bedingungen ab. Stabile Marktregeln und eine unterstützende Energiepolitik sind entscheidend für den Erfolg dieser Vermarktungsform.